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Das entfesselte Musterzimmer

Von der Grundlagenforschung zum fertigen Hotelzimmer

Thomas Junge

Thomas Junge

Thomas Junge ist Vertriebsleiter von KASPACES, die nach dem Motto „Your room in a box“ Musterzimmerbau für Hotels anbietet. Das Zimmer-Mock-Up wird dabei in einer freistehenden Holzbox in Originalgröße aufgebaut. Im Interview erzählt Thomas Junge über Holzboxen in einer digitalen Welt, störrische Betonwände und Metallrohre, die besser aus Kunststoff wären.

Herr Junge, sind Musterzimmer eigentlich etwas völlig Neues im Hotelmarkt?

Tatsächlich nicht. Deshalb müssen wir auch nicht immer für die grundsätzliche Wichtigkeit eines Musterzimmers werben. Bei eigentlich allen Hotelbauprojekten werden Musterzimmer gebaut. Allerdings ist es gängige Praxis, ein Musterzimmer im Rohbau des zukünftigen Hotels zu errichten. Das bringt aber unter anderen das Problem mit sich, dass ich an den Baufortschritt gebunden bin, und ihn mit dem Musterzimmer sogar behindern kann. Ich hole mir hier einen Fremdkörper auf die Baustelle.

Und das macht KASPACES anders, indem Sie Musterzimmer in Ihrer Halle errichten, losgelöst von der Baustelle und dem Baufortschritt. Nun wird die Welt doch immer digitaler. Sind 3D-Modelle nicht sinnvoller?

Musterzimmer

Man ist schnell gewillt zu denken, dass 3D-Zimmerplanungen unser Konkurrent sind. Das ist nicht der Fall, weil das eine das andere nicht ausschließt. Die 3D-Planung ist gut geeignet für die Konzeptarbeit eines Zimmers. Ich sollte ein Konzept aber unbedingt prüfen, bevor ich es hundertfach umsetze. Und das unter so realistischen Umständen, wie möglich. Unsere Kunden schätzen die Haptik und können zum Beispiel Abstände im Raum direkt beurteilen, sagen wir etwa der Abstand zwischen dem Bett und dem Fernseher.

Außerdem untersuche ich im Musterzimmer das Hotelerlebnis durch die Augen des Hotelgastes. So haben wir zum Beispiel in einem Projekt entdeckt, dass die Positionen von Deckenleuchten und Fernseher zu inakzeptablen Spiegelungen führten.

Kommt das Gefühl denn wirklich rüber? Kann man sich hineindenken?

KaSpaces Musterzimmer Ausstattung

Das ist ja das Schöne: Ich muss mich nicht hineindenken. Ich kann mich hineinfühlen. Sobald die Tür geschlossen ist, sind Sie im Hotel und nicht mehr in unserer Halle. Das Gefühl wird sogar noch verstärkt, wenn wir auch den angrenzenden Flur mit aufbauen. Dann haben Sie bereits eine Vorstufe auf dem Weg zum Zimmer.

Und dann ist das Zimmer selbst eben wirklich originalgetreu. Unsere Kunden machen ja sogar bereits Fotos im Musterzimmer und nutzen diese für die Bewerbung des Hotels. Die Marketingmaschinerie kann also bereits anlaufen.

Wie weit sind die Zimmerkonzepte, wenn die Kunden zu Ihnen kommen?

Das ist ganz unterschiedlich. Es reicht von einem fertigen Konzept, dass nur noch final überprüft werden soll bis zu einer kompletten Bemusterung durch uns. In jedem Fall bieten wir unsere Bewertung nur an, wenn dies gewünscht ist. Ansonsten stellen wir eben ausschließlich die Projektsteuerung, den Raum und das Handwerk. Die Gestaltungs- und Entscheidungsgewalt liegt natürlich vollkommen bei dem zuständigen Architekten, Fachplaner, Investor oder Hotelier.

Musterzimmer Flur

Mit Ihrer Leistung decken Sie Planungsfehler auf. Konfrontiert das nicht Ihre Kunden ständig mit unangenehmen Nachrichten?

Das sehe ich anders und zum Glück auch unsere Kunden. Es stimmt, wir decken Fehler auf, machen sie sichtbar. Aber diese Fehler werden dann eben nur einmal gemacht und nicht hundertfach in hunderten Zimmern. Am Ende steht ein besseres Raumerlebnis für den Kunden, eine Erleichterung beim Bau und häufig eine erhebliche Kosteneinsparung.

Wir haben in diesem Jahr ein Projekt abgeschlossen, bei dem im Sanitärbereich von einem Metall-Rohrsystem auf Kunststoffrohre umgeschwenkt wurde. Damit wurde richtig Geld gespart. So etwas geht eben nur, weil wir die Technik komplett installieren.

In welcher Projektphase sollte man das Musterzimmer bauen?

Klar ist, dass der Rahmen, in dem wir optimieren können, von der Bauphase abhängt. Wenn der Rohbau des Hotels bereits steht, heißt das, dass die Zimmerdimensionen weitgehend fix sind. Starte ich aber vor Baubeginn mit einem weißen Blatt Papier – in unserem Fall mit einer leeren Holzkiste – kann ich ohne großen Aufwand selbst mit der Grundfläche spielen.

KaSpaces Musterzimmer Technik

Wann jemand zu uns kommt, hängt auch von der individuellen Arbeitsweise des Kunden ab. Teilweise muss man aber auch erst Erfahrungen mit dem Musterzimmerbau sammeln. Wenn Kunden sich selbst davon überzeugen konnten, planen sie bei Folgeaufträgen das Musterzimmer früher und essenzieller in Ihr Bauprojekt ein. So kann es auch gehen: die Möglichkeiten eines Musterzimmers reichen eben von der Grundlagenforschung bis zur finalen Konzeptüberprüfung.